SILBERJUBILÄUM DES KLASSISCHEN OPERETTENENSEMBLES WIEN MIT EINER RARITÄT DER SILBERNEN WIENER OPERETTENZEIT – NOVEMBER 2021
Erfolgreiche Neubelebung der vergessenen Oscar Straus-Operette „Dorfmusikanten“
Das Klassische Operettenensemble Wien hatte eigentlich geplant, sein 25jähriges Bestandsjubiläum mit einer Johann Strauss-Operette zu begehen. Doch dann kam alles anders. Im Jahr zuvor, also 2020, jährte sich der Geburtstag von Oscar Straus zum 150. Mal. Dieses Jubiläum sollte mit einer szenischen Neuproduktion der selbst eingefleischtesten Operettenliebhabern nicht einmal mehr vom Titel her bekannten Operetten „Dorfmusikanten“ gefeiert werden. Doch dann erreichte im März 2020 die Corona-Pandemie Österreich und es kam der erste Lockdown, d. h. die Abhaltung von Veranstaltungen wurde staatlich verboten. Nach Aufhebung bzw. Lockerungen der gesetzlichen Bestimmungen um die Jahresmitte hoffte das Klassische Operettenensemble Wien, die Premiere wie geplant im Spätherbst durchführen zu können. Sie wurde für 4. November angesetzt. Die Probenarbeit lief sehr intensiv und sehr gut. Doch dann wurde plötzlich kurzfristig für die Zeit ab 3. November der 2. Lockdown verhängt. Die Premiere musste kurzfristig abgesagt werden.
Der Gründer und künstlerische Leiter des Ensembles, Peter Widholz, legte fest, dass die Pandemie Projekte wie diese lediglich verschieben, aber nicht zu Fall bringen könne. So wurde die Premiere in das Jahr 2021 verlegt und die Neuinszenierung der Oscar Straus-Rarität nun zur Jubiläumsproduktion des Klassischen Operettenensembles Wien, das in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen feierte; die für diesen Anlass ursprünglich geplante Neuproduktion der Johann Strauss-Operette „Indigo und die vierzig Räuber“ wurde auf 2022 verschoben.
Die Premiere von „Dorfmusikanten“ sollte exakt ein Jahr später, also am 4. November 2021, über die Bühne gehen. Als die Proben bereits aufs Neue liefen, kamen Gerüchte über einen weiteren Lockdown auf. Gott sei Dank kam es dann doch nicht dazu, aber die Menschen waren durch die herrschende Situation verunsichert und hatten vielfach weiterhin Angst vor Ansteckung. Die Kartenvorbestellungen ließen einen schlechten Besuch der Aufführung befürchten. Doch letztlich kam alles ganz anders: Am Premierentag strömte das Publikum in Scharen herbei, sodass der Aufführungsort, der Große Festsaal des Amtshauses Hietzing, fast bis auf den letzten Platz besetzt war. Auch die Enkelin des Komponisten, Inge Prebil-Straus, die damals bereits im 99. Lebensjahr stand, erschien mit Sohn und Schwiegertochter. Seit der letzten Operettenaufführung des Klassischen Operettenensembles Wien waren inzwischen fast zwei Jahre vergangen. Das Wiedersehen mit den Künstlern, die Möglichkeit, wieder Vorstellungen der Strauss-Gesellschaft besuchen zu können, und nicht zuletzt eine Aufführung, mit der das Silberjubiläum des Ensembles gefeiert werden sollte, verliehen der Premiere eine ganz besondere Stimmung, die im Laufe des Abends einen fast andächtigen Charakter entwickelte. Das Werk, das da gespielt wurde, verstärkte noch zusätzlich diese Atmosphäre: Die Operette „Dorfmusikanten“ war selbst während einer Pandemie entstanden, nämlich 1919, als die Spanischen Grippe viele Menschenleben dahinraffte. Sie ist zudem das erste Werk, das Oscar Straus nach dem Untergang der Donaumonarchie komponierte. Das Libretto spiegelt mit seiner im bäuerlichen Milieu spielenden und fast ganz ohne Adel auskommenden Handlung den politischen und gesellschaftlichen Wandel dieser Zeit merklich wider. Auch die Tonsprache des Komponisten ist bei diesem Werk eine ganz andere: Sie bietet teilweise opernhaftes Melos und strebt bei aller originellen Melodik nie danach, vordergründig populär sein zu wollen.
Das Publikum bedachte alle Mitwirkenden mit lang anhaltendem, dankbarem Applaus. Den Erfolg der Wiederbelebung von „Dorfmusikanten“ spiegelt nicht zuletzt folgendes Schreiben wider, das die Enkelin des Komponisten, Inge Prebil-Straus, einige Zeit nach der Premiere an den Präsidenten der Johann Strauss-Gesellschaft richtete:

Damit war es dem Klassische Operettenensemble Wien trotz Pandemie gelungen, eine würdige und beeindruckende Feier zu seinem 25jährigen Bestehen auf die Beine zu stellen, eine Feier, die nicht zuletzt auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken ließ: Das Ensemble war 1996 von Peter Widholz – damals noch ein einfaches Mitglied der JSG-Wien – mit dem Ziel gegründet worden, die Gesellschaft zur Verwirklichung ihrer Johann Strauss-Gesamtausgabe finanziell zu unterstützen sowie ihr – gemäß dem Wunsch des damaligen Präsidenten, Prof. Franz Mailers – einen größeren öffentlichen Bekanntheitsgrad zu verschaffen (vergleichen Sie dazu bitte unseren Beitrag in dieser Rubrik zu dem Jahr 1996). In dem Vierteljahrhundert, das seitdem vergangen war, hatte das Ensemble an die 300 Vorstellungen im In- und Ausland präsentiert. Rund 80 Künstlerinnen und Künstler hatten im Laufe der Jahre dabei mitgewirkt, darunter Prominenz wie Ks. Sona Ghazarian, Ks. Heinz Zednik, GMD Franz Bauer-Theussl, die Kammerschauspielerinnen Johanna Matz und Marianne Nentwich, Helga Papouschek, Waltraut Haas, Herbert Prikopa und Heeresmusikchef Bernhard Heher, um nur einige zu nennen. Mit seiner Jubiläumsaufführung, der Premiere von „Dorfmusikanten“, hatte das Ensemble nicht nur einmal mehr eines seiner Hauptziele erfolgreich in die Tat umgesetzt, nämlich die Neubelebung von zu Unrecht vergessenen Werken der Operettenliteratur, sondern es hatte auch bewiesen, dass es herausfordernden Zeiten zu widerstehen vermag.